Montag, 18. November 2013

Tagesbriefing 18.11.2013 Die drei Einflusszonen Chinas. Quo vadis Beijing ? Strategische Ziele Chinas im Focus


China verfolgt geopolitische Ziele wie jeder andere Akteur, der zur Umsetzung strategischer Planungen in der Lage ist. Dieser Bericht klärt wo die Ziele der chinesischen Planungen verortet sind. Zur Veranschaulichung habe ich im Anschluss eine Karte gepostet auf der Grundlage von "Th Grand Chessboard". In Verbindung mit der Karte vom vorigen Post erkennt man klar, dass alle Zwischenfälle im Nahbereich für Aufregung sorgten. Der Bericht basiert auf einer Reihe literarischer Quellen und persönlichen Erfahrungen - ich bin wie immer bemüht der "Kioskpresse" um einige Wochen voraus zu sein.



Lieber Leser, in letzter Zeit geistern Mythen und Geschichten über die chinesischen Ziele durch die Presse. Das ist immer so, wenn der US-amerikanische Status Quo beeinträchtigt wird. Die neue Weltordnung ist keine Verschwörungstheorie, sondern real. Beispielsweise hat der ehemalige amerikanische Botschafter - seine Excellenz Botschafter Murphy-  mir und anderen im Gespräch gegenüber offen diese Frage diskutiert. So wie die Vereinigten Staaten eine Perspektive für politischen, wirtschaftlichen und territorialen Einfluss erarbeitet haben, gilt dies natürlich auch für Deutschland und eben auch für die Volksrepublik China. Wo die Interessensphären zweier Räume ( vor dem Hintergrund der EU und der NATO möchte ich nicht nur von Staaten sprechen) kollidieren wird die Region zum Zankapfel - sprichwörtlich.  Ich spreche in meinen Vorträgen immer von einem "Neuen Kalten Krieg". Die Fronten sind ähnlich national besetzt. Nur Namen, Orte und die Regionen wechseln. In früheren Blogbeiträgen und Aufsätzen  habe ich auf die Konflikte zwischen Russland und der NATO bearbeitet. China blieb bisher nur am Rande erwähnt. Der Einsteiger zum Thema waren die "Wirklichkeitskonstruktionen" in der "Welt" und anderen Blogs.

Quelle: The Grand Chessboard by Zigniew Brzezinski S. 167

Einteilung der drei Expansionskreise

Wir unterscheiden zwischen dem Kernland innerhalb der gegenwärtigen, international anerkannten Grenzen, dem Nahbereich, der die unmittelbare Nachbarregion umfasst und  mit überschaubarem Aufwand zu gewinnen ist und den Großraum. Der Großraum umfasst Regionen, die entweder räumlich oder durch andere Hindernisse, wie etwa einem starken Konkurrenten, schwerer zu gewinnen ist.  Hierbei ist zunächst einmal unerheblich, ob wir den Expansionskreis politisch, wirtschaftlich oder militärisch definieren.

 Kernland

 Die wichtigste Aufgabe der chinesischen Streitkräft ist der Schutz der Volksrepublik China. Umgeben von Staaten, die fast durchweg abhängig von den USA sind oder mit diesen freundschaftlich verbunden sind, sieht man in Beijing (Peking) den Bedarf jeder Aggression von außen begegnen zu können, doch zu den Grenzüberschreitenden Perspektiven später.

China ist aufgrund der besonderen strategischen Situation bemüht sein Heer an die neue Lage anzupassen und zu modernisieren.zu diesen Modernisierungen wird es einen gesonderten Blogeintrag geben. Der Großteil des chinesischen Heeres ist auf Landesverteidigung ausgelegt.

Nahbereich

 Der Nahbereich umfasst die Mongolei, Pakistan und die südasiatischen  Staaten Burma, Laos, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Malaisia und die Insel Taiwan sowie Nordkorea

Im Prinzip bilden diese Staaten keine homogene Gruppe sondern stehen in unterschiedlichem Verhältnis zu China. Was diesen Staaten gemeinsam ist, zeigt sich in der relativen Einfachheit mit der China diese Länder beeinflusst oder beeinflussen könnte. Nordkorea ist hier sicher näher zu sehen als Pakistan und die Mongolei, die derzeit unter starkem Einfluss der USA stehen. Möglicherweise werden sich diese Staaten in Richtung Großbereich entwickeln und von China nur als Weltmacht kontrolliert werden können, falls China eines Tages in die Lage kommt, den Status quo zu ungunsten der USA zu verändern.
Den stärksten Widerstand aufgund der derzeitigen Konfliktlage wird China auch Vietnam, Malaysia und Taiwan erwarten. Auch Indien, ein zweiter potentieller Hegemon der Region erhebt Ansprüche auf Tibet. Es bestehen also eine Reihe von Konfliktlinien. 
Um diesen Nahbereich realisieren zu können muss China seine Offensivkräfte weiterentwickeln und die USA müssen an Einfluss in der Region verlieren. Eine Umsetzung dieses oder eines ähnlichen Szenarios ist langfristig nicht unwahrscheinlich. 
Militärisch muss die Region nicht unbedingt besetzt werden. Eine wirtschaftliche oder politische Kontrolle ist zunächst der wichtigste Schritt. Als finaler Schritt würden erst Militärbasen installiert werden.

Großbereich - China als global power

Der Großbereich den China langfristig für sich beanspruchen könnte , ich sage bewusst könnte, umfasst den Nahbereich ( mit aktualisierten Variationen), dazu Indonesien, DIE PHILIPPINEN, Kasachstan, Kirgisien, Tajikistan , Teile Afghanistans und Usbekistans. 
Die USA haben mit Großangelegten Manövern in Kasachstan schon Flagge gezeigt. In Aghanistan besitzt die Volksrepublik China bereits ganze Gebirgszüge, deren Rohstoffe bereits ausgebeutet werden. Die Ausdehnung auf den Großbereicht wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen, da zunächst die Kapazitäten entwickelt werden müssen und viel wichtiger: Die Supermächte Russland und die USA müssen sich geschwächt sehen und ihre Ambitionen in der Region aufgeben. Das dies nicht auszuschließen ist, beweist der langsame Rückgang der russischen Einflussgebiete weltweit.
Bereits jetzt unterhält China umfassende Geschäftsbeziehungen in alle Welt und macht schrittweise den USA die Kontrolle über Teile der weltweiten Energiereserven streitig - auf friedlichem Wege. Meine persönliche Meinung ist auch, dass China ebenso wie Russland und die USA low intesity warfare betreiben um ihre Ziele zu erreichen. Der Bereich des Cyberwarfare fällt unbestritten in den Bereich der chinesischen Geheimdienste.

Wer jetzt denken mag, dass man für so ein großes Gebiet die ganze Region besetzen muss irrt. Es dürfte genügen insoweit wirtschaftliche Anreize oder Druck auszuüben, dass die Volkswirtschaf- ten die Nähe Chinas suchen. Die chinesische Ausgabe eines IWF oder etwas funktionell vergleichbares würde einen solchen Prozess beschleunigen

Resümee


Nochmal: Ich möchte betonen, dass der Großbereich nur sehr langristig und unter günstigsten Bedingungen möglich ist, den Großbereich zu realisieren, der Nahbereich ist -mit Einschränkungen - schon mittelfristig möglich. Für Einsätze dieses Maßstabs sind die Chinesen noch nicht bereit. Betrachten wir aber die wirtschaftlichen und militärischen Mittel ist dies in absehbarer Zeit umsetzbar. Die Fiktion von einem weltumspannenden Netz aus Militärbasen wäre ein Folgeschritt aus dem Großraumplan, im Gegesatz zu bewachten Warenumschlagplätzen. 

China geht den Weg der langsamen Expansion, aber nicht um den Preis eines Krieges mit Russland und den USA, denn dann wäre der für einen langen Konflikt und die Sicherung der sozialen Ordnung so wichtige Export unterbrochen.








 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen