Freitag, 15. November 2013

Tagesbriefing 15.11.2013 Warum sich China auf den Phillipinen zurückhält.

Sehr geehrter Leser,

ich möchte hier ein Thema aufgreifen, das in anderen Blogs ein wenig "zu zivil" angegangen wurde und auch in der sonstigen Medienlandshaft unverstanden bleibt: Die geringe Hilfe, die China auf den Phillipinen leistet. Geldspenden wurden in Millionenhöhe überwiesen, was ein gutes, wenn auch verhaltenes Zeichen ist, dass eher als Geste zu verstehen ist. Helfen wird es in jedem Fall. Wir wollen auch zeigen, warum China eine so große Marine benötigt und wie es um ihre Schlagkraft bestellt ist.

 

Chinesische Marine

China ist eine traditionelle Landmacht. Die chinesische Marine rüstet dennoch massiv auf. Schauen wir uns die chinesische Marine einmal näher an: Sie besteht im Wesentlichen aus knapp  80 Überwasserschiffen und einer Reihe unterschiedlicher Versorgungs und Hilfseinheiten, Minenlegern usw. Im quantitativen Vergleich: die Bundesmarine (13), Japan (57), US-Navy (121).  Das CIA Factbook weisst die Küstenlinie Chinas mit 14.500 km aus. Schaut man sich die tatsächlichen Fähigkeiten dieser knapp 80 großen Überwassereinheiten an, so kommt man ganz klar zu dem Ergebnis, dass sich die Marine von einer "Brown Water Navy"  zu einer hochseetauglichen Marine weiterentwickelt hat. Die chinesischen Seestreitkräfte üben auf See mit einer Vielzahl von Marinen und stärken ihre Interoperabilität auf diese Weise. Ein Hinweis darauf, dass sich die Chinesen um eine verbesserte Schlagkraft bemühen.


 Fähigkeiten und strategische Ausrichtung


China ist um drei neue Komponenten bemüht: Trägerkapazität, amphibische Komponenten und U-Boote. Auf der Karte am Ende dieses Posts habe ich militärische Zwischenfälle Chinas mit den Nachbarstaaten verzeichnet. In allen ging es um maritime Öl- und Gasvorkommen, welche die Anrainerstaaten für sich beanspruchen. Es gibt sogar befestigte Stellungen diverser Staaten, die lediglich eine symbolische Bewaffnung und Besatzung ohne militärischen Sinn aufweisen, aber als militärische Einrichtungen behandelt werden müssen und einer Inbesitznahme des jeweiligen Gebietes im Wege stehen sollen.
Die Chinesen stellen derzeit ihren ersten Flugzeugträger in Dienst und bilden die Besatzung aus. Einsatzbereit ( combat ready ) ist diese Einheit aber kurzfristig noch nicht. Für diese neue Komponente gibt es in der chinesischen Marine schlicht keine Erfahrungswerte. Allein der Fakt eine Einheit im Schiffsregister zu führen, sagt nichts über die Einsatzfähigkeit aus. Ich spreche da als ehemaliger Marinesold, der den EGV Berlin mit indienstgestellt hat, aus eigener Erfahrung. Auch der Eigenbau solcher Einheiten  wird noch lange Jahre in Anspruch nehmen, sollte aber weiterhin vom Westen beobachtet werden. Der aktulle Träger ist ein ehemaliger unfertiger russischer Flugzeuträger, der zudem konventionell angetrieben wird und keine Gefahr für die NATO darstellt. Beispielsweise verfügen Indien, Spanien, Italien, Brasilien und Grobritannien ebenfalls mit den USA über verleichbare oder größere Kapazitäten.


Quelle: chinesemilitaryreview.blogspot.com

Gegenüber den umliegenden Staaten wie den Phillipinen oder Vietnam mag diese Kapazität natürlich deutlich bedrohlicher wirken. Für die Rolle als regionaler Hegemon im chinesische Meer mag das ausreichen, für mehr auch nicht. Die japanische Marine allein würde den Trägerverband innerhalb weniger Tage aufreiben. Ich erwähne es deshalt, weil chinesische "Forchungsschiffe" Japan bedrohlich nahe kommen bei der Untersuchung des Meeresbodens.

Die submarine Komponente ist ebenfalls als defensives Mittel zu betrachten. Sie soll vornehmlich gegen gegnerische Verbände eingesetzt werden bzw. um die Seewege gen Taiwan sperren zu können. Die Chinesen machen auch hier Fortschritte.

Die amphibische Komponente wird in naher Zukunft an Bedeutung gewinnen, da Konflikte um kleinere Inseln zu erwarten sind. Bisher war es China schlicht nicht möglich größere Gebiete zu besetzen, da die Verlegekapazitäten nicht vorhanden waren. Natürlich bleibt es Chinas Ziel Taiwan Festlandchina wieder zuzuführen, wozu es historisch auch gehört. Jedoch wird man gegen die sichernden US-Verbände mittelfristig nichts ausrichten können.

All diese Beispiele zeigen, dass chinas Marine eher eine Rolle wie die Brasiliens einnimmt, die über gleich zwei Flugzeugträger verfügt (e). Einer ist jedoch vor Kurzem außer Dienst gegangen oder geht kurzfristig außer Dienst. Verbindliche Infos sind mir dazu nicht bekannt. Die Rolle die China anstrebt wird mittelfristig die eines regionalen Hegemons bleiben, der sich nach außen  absichern wird.

Die Versuche mit propagandistischen Mitteln China als Aggressor zu "verkaufen" ziehen bei tieferem Einblick in die Thematik weniger. 

Warum die Chinesische Marine auf den Philippinen nicht hilft

In anderen Blogs und der Medienlandschaft brüskierte sich der eine oder andere über das moralische Versagen der Chinesen.  Es ist eine Illusion zu glauben, man legt einfach die "Hebel auf die Back" und dringt in die Hoheitsgewässer der Philippinen ein. So etwas zu glauben zeugt von mangelden Verständnis für die Situation. Beide Staaten haben Differenzen, die auch zum Schusswechsel geführt haben. Es sind also Staaten, die sich nicht freundschaftlich oder neutral gegenüberstehen: Staaten sind Organisatoren und niemals "mitfühlend" oder gutmütig. Das darf der kritische Leser nicht vergessen. Staaten haben Interessen und verhalten sich entsprechend.  Da passt es natürlich in den Rahmen, dass fast gleichgeschaltete Berichte durch die Medien rauschen, wie die Erwähnung, dass Ikea mehr für die Philippinen täte als China. Ikea ist eine Firma mit anderen Interessen als ein Staat - auch das schienen "Welt & Co" vergessen zu haben. Ich lege meinen Lesern und Zuhörern immer nahe, die Neue Züricher Zeitung zu kaufen. Dort ist die Interessenlage eine andere.
Vergessen dürfen wir auch nicht, dass dieser Sturm Festlandchina selbst getroffen hat und sich das Krisenmanagement vorrangig auf den Schutz der eigenen Bevölkerung und Infrastruktur kümmern musste. Alles andere wäre unsinnig und albern gewesen.

Die USA haben Militärbasen auf den Philippinen und auch das Militär dieses Inselstaates steht unter starkem Einfluss der US-Amerikaner. Die Regierung ist direkt abhängig von den USA - weshalb diese immer mit in das Kalkül eingezogen werden. Seit dem Ende des Spanisch-US-Amerikanischen Krieg, wo u.a. die Philippinen als Kriegsbeute an die Vereinigten Staaten gingen, waren diese nicht wirklich souverän.

Auch haben die Philippinen zu keinem Zeitpunkt ein Hilfegesuch an die Chinesen gesendet (!!!) Bei aller Empörung hat niemand in der Bloggerlandschaft oder den Medien nach diesem Gesuch gefragt. Eigentlich wieder ein kleiner Skandal (...). Vor etwa eineinhalb Jahren drohten sich beide Staaten übrigens soga unverholen mit Krieg.

So war abzusehen, dass China höchstend mit einer symbolischen Summe hilft. in Anbetracht der  jüngsten Ereignisse ein bemerkenswerter Schritt. Es wird in der Region spannend bleiben und ich wies in der Vergangenheit mein Publikum häufiger auf die Brisanz dieser Region hin.

Eingeweihte wissen, was ich meine, wenn ich Ihnen zurufe :" Schau mal auf die Karte !"



Karte wurde mithilfe von google earth selbst erstellt

              




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