Mittwoch, 4. Dezember 2013

Tagesbriefing 04.12.2013 Spannungen zwischen USA und China: Eindämmung Chinas

Lieber Leser,

derzeit sind wir in der glücklichen Lage eine bemerkenswerte geostrategische Entwicklung zu verfolgen: Nach dem Ende des Kalten Krieges existierte nunmehr eine einzige Supermacht, die in der Lage ihr eigenes Territorium zu erhalten und das globale Machtvakuum auszunutzen um zu expan-dieren. Die USA konnten ihren Einfluss stetig auf Kosten anderer Groß- und Mittelmächte ausdehnen.
In letzter Zeit häufen sich die Hinweise darauf, dass die Ausdehnung des westlichen Machbereiches in Stocken kommt. Angefangen bei der gestoppten Desatbilisierung der Peripherie Russlands und Chinas, der gescheiterten Verdrängung der Russen aus Syrien und der vorerst ins Stocken geratenen politischen Übernahme der Ukraine unter dem Oppositionsführer Dr. Klitschko, der als Preisboxer berühmt wurde und nun als Aushängeschild westlicher Interessen fungiert.

Ballonmetapher


Eine passende Metapher ist die Beschreibung einer Reihe von Luftballons, welche die Großräume und Einflussgebiete repräsentieren. Solange alle im Raum verteilt sind und nur ein großer Ballon vorhanden ist, bleibt alles recht reibungslos. Dehnt sich nun der große Ballon immer weiter aus, so wird er zwangsläufig auf einen  gewissen Widerstand stoßen, der aber seine Ausdehnung nicht ernsthaft gefährdet. Dieser Status gleicht einer unipolaren Ordnung. Gleich den Status zwischen dem Ende der UDSSR und den letzten Jahren

Existieren zwei große Ballons bzw Machtsphären, werden natürlich auch von beiden Ballons kleinere angezogen. Ab einem gewissen Punkt reiben sich die kleinen und großen aneinander. Da es einfacher ist sich gegenseitig kleine Ballons zu entreißen, wird die Reibung zwischen den kleinen Ballons an der Grenze zur anderen Gruppe größer. Einige Platzen, andere wechseln die Seiten, es knarscht. Hier spricht man von eine bi (zwei)-polaren Ordnung. Es kommt dabei nicht unbedingt zum großen gewaltsamen Schlagabtausch, sondern eher zu Konflikten niederer Intensität, wie Bürgerkriegen in der Dritten Welt oder Volksaufständen etc.pp. Die Zeit des Kalten Krieges fällt unter diese Bezeichnung.

Der Aktuelle Status ist jedoch der, dass es einen sehr großen und einige wachsende Ballone gibt: Es sind dies die Europäische Union, Indien und China. Andere kleine Ballons wie die Türkei und der Iran wachsens ebenso. Dem großen Ballon wird es immer schwieriger gemacht zu wachsen, der Widerstand wächst. Gleichzeitig wächst aber auch der Widerstand für die anderen Ballons. Einige verlieren an Druck, andere kompensieren den Druck. Das Spiel wird dynamischer und die Reibungen werden intensiver. Hier sprechen wir von einer mulitpolaren Welt in der es eine Reihe von Akteuren gibt, die über soviel Macht verfügen, dass sie nicht ohne weiteres aus dem Weg geräumt  werden können.

Die Spannungen steigen, das Knartschen ebenso und es folgt die Überlegung  gemeinsame Haufen von Ballons zu bilden, die stabiler sind als ein großer und zusammenzuarbeiten, wie dies derzeit in Südamerika, genauer Lateinamerika (ohne Mexiko), der NAFTA, der EU (Schnittmenge mit der NATO), den BRIC Staaten usw. funktioniert.
Das Ergebnis ist die Begrenzung auf den Status quo, also der derzeitigen maximalen Ausdehnung der einzelnen Großmächte oder die Fixierung auf das Kernland wie im Iran und China oder deren behinderten Machtzuwachs auf einigen, mehreren oder allen politischen Gebieten.

Man spricht hier vom Containment ( der Eindämmung ) von Staaten und Bündnissen. Eine Ausdehnung der Macht ist dann nur noch durch Demontage und Aufteilung schwächerer Staaten möglich oder durch politische Umstürze ( Siehe Libyen, Syrien oder den Versuchen den russischen Machtbereich zu begrenzen.

Containment: Reibungspunkte zwischen den USA und China


Betrachtet man die beiden folgenden Grafiken, so bekommt man einen Eindruck, wo sich die territorialen Interessen der USA und Chinas kreuzen. Davon nicht eingeschlossen sind die Handelsbeziehungen und Interessen in Drittstaaten außerhalb Asiens.


Quelle: Foreign Affairs
Die Grafik zeigt die machtpolitische Ausdehnung Chinas als lokaler Hegemon. Das bedeutet natürlich nicht, dass die abgebildeten Staaten militärisch besetzt sind, sondern die Regierungen mehr oder weniger abhängig von Beijing sein würden. Tatsächlich kommt es aktuell zu Annäherungen zwischen Indien Myanmar und China. Myanmar ist beispielsweise ein Schlüsselstaat für die Energieversorgung Chinas, da dieses Land dem Bau von Pipelines zwischen China und dem Indischen Ozean zugestimmt haben (Film ab 4:20). Somit verringert sich das Risiko für China abhängig von der Passierbarkeit Taiwans, Singapurs ( Straße von Mallakka ) zu sein. Ähnliche Verhandlungen laufen mit Indien. Eine Blockbildung, die nicht der abgebildeten entsprechen muss, ist durchaus realistisch. Legt man nun die folgende Karte der US-amerikanischen Interessen über die der chinesischen bemerken wir schnell die Überschnei-dungen im Süd- und Ostchinesischen Meer. Die abgeleitete moralische Frage ist hier ob die Einrichtung einer Flugabwehrzone durch China in diese Seegebiet berechtigter ist als die Interessen der USA in der Region.
























Wie man aus der oben gezeigten Karte ableiten kann, bestehen in der ozeanischen Peripherie Chinas Abhängigkeiten zu den USA, die sich aus der Geschichte auf unterschiedliche Weise erklären lassen, wie zum Beispiel der Zugewinn der Phillippinen nach dem amerikanisch-spanischen Krieg am Anfang des vergangenen Jahrhunderts oder die Verbindungen zu Japan resultierend aus dem Zweiten Weltkrieg. Letztendlich lässt sich feststellen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ihren Machtbereich im Fernen Osten im Zuge kriegerischer Handlungen erschließen konnte zu einem Zeitpunkt, da China geringe Expansive Interessen verfolgte. Auch Südkorea und Taiwan mithilfe von Waffengewalt den chinesischen Interessen entzogen worden. Japan unterhält auf Anraten US-amerikanischer Berater eine Flugsicherheitszone entlang der chinesischen Küste innerhalb der 200-Meilen Zone Chinas. Die Erklärung Pekings, ebenso eine - übrigens weitaus weniger expansive-Flugverteidigungszone zu  unterhalten erscheint vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen US-amerikanischen Präsenz durchaus nicht unüblich für die Region und stellt gegenüber der vielfach geäußerten Meinung, es handle sich um einen abwegigen, agressiven Akt eine weitaus logischere Folge der Handlungen der Nachbarstaaten dar. Über die Nutzung des Ostchinesischen Meeres muss verhandelt werden zwischen allen Staaten, die innerhalb der 200 Meilen um die Senyaku Inseln liegen. Die Spratley Inseln im Südchinesischen Meer sind ebenfalls Opfer vielseitiger Ansprüche. Hier wäre allerdings zu klären ob China unrechtmäßig Besitzansprüche stellt. Verglichen mit dem Handeln anderer Staaten, kann man China keinen agressiven Sonderweg unterstellen.



Die USA haben in der Region schon beträchtliche Macht kommuliert und haben nun ein Interesse den Status Quo zu bewahren, wenn nicht sogar China politisch zu unterwandern ( Unterstützung der Uiguren etc.) um China gleich der Sowjetunion langsam zu demontieren. China hingegen hat ein Interesse daran die Region unter seine Kontrolle zu bringen, angefangen bei der langsamen Umsetzung seiner Pläne innerhalb der drei Einflusskreise (der Blog berichtete).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen