Mittwoch, 30. Dezember 2015

Geschichte des Japanisch-Chinesischen Konfliktes um die Senkaku / Diaoyu / Pinnacle Inseln 30.12.2015




Chin. "Diaoyudao (Senkaku) ist unsere Insel!"
Der Streit zwischen Japan und China um eine Inselgruppe, die  je nach  Betrachtungsweise als Senkaku (Japan), Diaoyu ( China ) oder Pinnacle ( GB ) benannt wurde ( was übrigens der jewei- ligen Übersetzung nach immer "Höhepunkt" bedeutet ) ist ein Konflikt, der älter ist, als die Rohstofffunde und damit verbundener Interes-senkonflikte jüngerer Zeit. Schon im Mittelalter, so berichten chinesische Quellen, wurden die im Folgenden als neutrale, deutsche Übersetzung Höhepunktinseln bezeichneten Eilande erwähnt als Landmarken. Erstmals wurden sie 1403 als Diaoyu bezeichnet. Dies wird auch von japa- nischer Seite grundsätzlich nicht bestritten. China gibt an, in der Zeit vor 1800 Karten angefertigt zu haben, auf der die Inseln als chinesisch bezeichnet wurden. Bis 1895 finden sich sowohl in japanischen, wie auch in chinesischer Seite keine Hinweise auf eine Besiedlung, die eine faktische Inbesitznahme und Verwaltung durch eine der beiden Seiten verbriefen. Aus dem Jahr 1845 stammt eine Benennung als "Pinnacle" Inseln, jedoch ohne Nennung einer Landnahme für die britische Krone. Wir können nunmehr davon ausgehen, dass China und Japan die alleinigen Akteure gewesen sind, die in der Geschichte der Inselkette einen Anspruch angemeldet haben. 1884 begannen japanische Fischer mit der Nutzung der Fischgründe, allerdings ohne eine dokumentierte Landnahme für Japan durchzuführen. Verbrieft  sind Verwaltungs- handlungen aus den Jahr 1895. Sowohl Japan, als auch China geben dieses Jahr als das Jahr an, in dem eine tatsächliche Nutzung der Inseln selbst vorgenommen wurde. Nach geltendem Völkerrecht hat Japan die Insel am 14.01.1895 die Höhepunktinseln in Besitz genommen mit einer förmlichen Landnahme. China gibt für das gleiche Jahr den Beginn der Bediedlung durch Chinesen an. Allein die Bediedlung ist nach Völkerrecht keine faktische Inbesitznahme, das wäre allein die Inbe- sitznahme von terra nullius (Niemandsland) nach dem geltenden Völkerrecht. Aus dem Jahre 1896 ist ein weiterer japanischer Verwaltungsakt bekannt: Die Meiji Regierung erteilt die Genehmigung an einen Fischer, die Inseln zu pachten und nachfolgende Tätigkeiten auszuüben: Sammeln von Vogelfedern, Korallen und Phosphatguano (Vogelkot für die Landwirtschaft als Dünger), Rinderzucht, Herstellung von Konserven und getrocknetem Bonito (Fischart, aus deren geflocktem Fleich das japanische Gericht Katsoubushi hergestellt wird. China hat auf förmlichen Protest gegen die Inbesitznahme der Inseln durch Japan verzichtet. Man muss die Landnahme durch die Japaner auch aus einem weiteren Winkel betrachten, um die volle Tragweite der historischen Situation zu verstehen: 1894-1895 geriet Ostasien durch den ersten Japanisch-Chinesischen Krieg in Unordnung. Auslöser war der völkerrechtliche Status Koreas. Japan erklärte China am 1. August 1894 den Krieg.
Die Landnahme fiel also mitten in diesen Konflikt hinein. Wo vorher eine gemeinsame Nutzung zumindest beidseitig geduldet wurde, machten die Japaner nun den Sack zu. Der tech- nologische Vorsprung der Japaner und die sprichwörtliche Disziplin der japanischen Sol- daten brachte den Sieg über eine größere chinesische Streitmacht. Als Folge des ersten Japanisch-Chinesischen Krieges kam es zu ei- nem ungleichen Friedensvertrag wurden 1895 die Höhepunktinseln als Kriegsbeute an Japan abgegeben. Zeitgleich kamen Taiwan und andere Gebiete Chinas zu Japan, wie die Pescadores ( port. Fischerinseln westlich von Taiwan)-Inseln und Liaodong in der Mandschurei. Letzteres wurde in eine geldwerte Kriegsbeute umgewandelt. Die Unabhängigkeit Koreas von China war ebenfalls Bestand- teil des Friedensvertrages, der naturgemäß den Sieger bevorzugte und letztendlich der Kriegsgrund war. Wir haben in diesem Komplex zum einen eine völkerrechtliche Landnahme von terra nullius zugunsten Japans, die dann noch einmal im Friedensvertrag bestätigt wurde. Dieser Friedensvertrag wurde nach dem Unterzeichnungsort "Vertrag von Shimonoseki" genannt. In den folgenden 75 Jahren erschien es unzweifelhaft, dass die Inseln zu Japan gehörten. Einen Anteil an der Abwendung des chinesischen Blickes auf dieses Seegebiet, mag wohl darin begründet sein, dass China sehr große Probleme im Inneren zu lösen hatte und die Inseln wirtschaftlich und machtpolitisch für die innerchinesischen Herausforderungen unbedeutend waren. Später wurden die Inseln in beidseitig unumstrittenen chinesischen Dokumenten als japanisch bezeichnet. Beispielsweise in den Auszeichnungen einer wahren Begebenheit, in welcher chinesische Fischer, die in Seenot geraten waren:

"Im Winter des 8. Jahres (1919) der Republik China gerieten 31 Fischer aus dem Land Hui'an, Provinz Fujian, durch stürmische Winde in Seenot und wurden auf der Wayo-Insel, Senkaku-Inseln, Bezirk Yaeyama, Präfektur Okinawa, Japanisches Reich, an Land gespült.
Dank der unermüdlichen Rettungsarbeiten der Menschen des Dorfes Ishigaki, Bezirk Yaeyama, Japanisches Reich, konnten sie sicher in ihr Heimatland zurückkehren. Mit tiefem Respekt und Hochachtung vor den Menschen des Dorfes, die selbstlos und großzügig Hilfe leisteten, übermittle ich mit diesem Brief meinen Dank.
 
Konsul der Republik China in Nagasaki 馮冕
 
am 20 Mai im 9. Jahr (1920) der Republik China "
Informationsplakat an Bord eines chinesischen Landungsschiffes









Wir sehen hier einen erneuten Hinweis an die Zugehörigkeit zu Japan. 1937 kam es zum Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, wel- cher den Zweiten Weltkrieg in Asien einläuten sollte. Den Verlauf der Kampf- handlungen und dabei  wechselnden Kräfte-verhältnisse möchte ich mir hier sparen, ebenso wie moralische Schuldfragen, die andere zu bewerten haben. Nach den tragischen Abwürfen zweier Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, welche die einzigen in der Geschichte geblieben sind, kapitulierte das japanische Kaiserreich. Die Kapitulationsurkunde selbst, wie auch der Friedensvertrag von San Francisco im Jahr 1951 brachten Japan nicht den Verzicht auf die Inseln. Der Vertrag von San Francisco ist deswegen so entscheidend, weil in ihm die territoriale Integrität Japans allseitig definiert. Zudem besagt ein in China gedruckter Weltatlas, dass die Inseln japanisch sind. Dieser Atlas erschien 1958 und wurde im Jahr 1960 ein weiteres Mal aufgelegt. Schließlich besagt der Okinawa Rückgabevertrag, der 1972 inkraftgetreten ist, daß die Höhepunktinseln wieder an Japan voll zurückgegeben werden. 1968 führten die Vereinten Nationen im Seegebiet um die Inselgruppe Explorationen durch. Erdölfunde gaben dem Gebiet eine neue Bedeutung und rückten es wieder in den Fokus der chinesiscen Interessen.
Die Übertragung des Besitzrechtes aus privater Hand an die japanische Regierung war faktisch ein innerjapanischer Verwaltungsakt, führte aber zu einer heftigen Reaktion in China. 

Der Verfasser meldet sich beim Kommandeur des chinesischen Verbandes von Bord.
Das Informationsplakat, welch- es Sie weiter oben sehen, wurde vom Verfasser beim Besuch des chinesischen Landungschiffes "Chang Beishan" fotografiert. Auf diesem Plakat steht auf chi- nesisch sinngemäß der Aufruf, dass man sich die Höhe- punktinseln zurückholen wer- de: 
"Diaoyudao (Senkaku) ist unsere Insel!" 
 Der Besuch des Verbandes hier in Hamburg und anderen Häfen Europas ist nicht einfach eine freundliche Geste. Ich disku- tierte darüber mit befreundeten Politikern verschiedener Partei- en, Chinesen, Japanern und Freunden aus Militär und Wissenschaft und wies immerwieder darauf hin, dass hier eine tiefere Botschaft ausgesendet wird, wie wir an dem Plakat sehen. China hat die Fähigkeit erworben amphibische Manöver abzuhalten und auch strittige Seegebiete zu sichern. Ob China nun wirklich beabsichtigt unvermittelt militärisch zuzuschlagen bleibt höchst zweifelhaft. Ich war zu einem klärenden Hintergrundgespräch gemeinsam mit meinem Freund und Chinakenner Markus Rudolph in der chinesischen Botschaft in Berlin eingeladen. Dort eröffnete man mir, dass es durchaus im Interesse Chinas liege, stark in der Region zu sein, zumal man sich selbst bedroht fühle, aber kein Schlag gegen Japan geplant sei.


Der Verfasser mit dem Leiter der politischen Abteilung in der chinesischen Botschaft
Mittelfristig sehe ich auch keine Gefahr eines heißen Konfliktes, da die beiden Nationen China und Japan sich zwar offiziell voneinander distanzieren, je- doch die Volkswirtschaften zu eng mit- einander verwoben sind. Man denke auch an die gegenseitig übersiedelten Staatsangehörigen, welche einen Kon- flikt eher dämpfen als fördern.

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