Freitag, 15. Januar 2016

Vergleich Chinas und Indiens anhand des Konfliktes um Arunachal Pradesh und Kaschmir

Einleitung

Die Region Kaschmir ist hinlänglich bekannt aus dem Weltgeschehen als Zankapfel zwischen Indien und Pakisten und liegt im Nordosten Pakistans und im Nordwesten Indiens. An dieser Stelle sei dem Leser die Geschichte dieses Konfliktes erspart, da dies kein Vergleich dieser Staaten sein soll. Jedoch erhebt auch China Ansprüche am Kaschmir ( Aksai Chin beispielsweise), wie im Folgenden Abschnitt ausgearbeitet wird.

Noch weniger bekannt ist jedoch, dass Indien und China beiderseits ein Gebiet nördlich des heutigen Bangladesh (ehemals Ostpakistan) beanspruchen: Ein Gebiet mit dem schönen uralten, dem Sanskrit entstammenden Namen Arunachal Pradesh, was zu deutsch etwa "Land der morgenroten Berge". Faktisch wird das Gebiet von Indien regiert. China beansprucht aber eben genau dieses Gebiet als eigenes Staatsgebiet. Wir wollen im Folgenden aufzeigen, wie China und Indien mit diesem Streit umgegangen sind und warum neben diesem Komplex doch Partnerschaften möglich sind.1962 kam es zu einem begrenzten Krieg zwischen China und Indien in den Regionen Aksai Shri und Arunachal Pradesh resultierend aus der Besetzung Tibets durch China im Jahre 1950. Knapp 5000 Tote und Verwundete auf beiden Seiten war das Resultat. Die VR China erschien ein Tibet, welches von Indien gestützt wurde als Stachel im eigenen Fleische. Der Bau von Militärbasen in Tibet unterstrich und sicherte den chinesischen Anspruch an diesem ehemals souveränen Staat, brachte aber wiederrum Indien in Zugzwang, zumal neben Gwandar in Pakistan auch weitere Häfenbauten in der Region rund um Indien durch China gefördert wurden.


Kaschmir

Aksai Shri im Großraum Kaschmir wird von Pakistan, Indien und der Volksrepublik China beansprucht. Die VR China beansprucht aus dem chinesischen Selbstverständnis heraus jedoch kein Gebiet der Region Kaschmir, sondern ein benachbartes, ausgeklammertes, Gebiet und wird diesen klar definierten Anspuch sichern, da es sich um chinesisches Staatsgebiet handele. Es ist in diesem Zusammenhang sehr interessant, das China argumentativ den eigenen Anspruchsraum von Konfliktgebieten trennt.


Arunachal  Pradesh

2006 beanspruchte China die Region Pradesh offiziell und wird diesen Anspruch aus dem Selbstverständnis aufrecht erhalten, es sei chinesisches Staatsgebiet, dass von Indien beansprucht wird. Faktisch wird die Region doch faktisch wird das Gebiet von Indien regiert wird. China stellt keine Visas an offizielle Vertreter der Region aus und verteilt lediglich angeheftete Visa an Zivilpersonen als Zeichen des guten Willens, aber gleichzeitig als Ausdruck des Streites um die Region, die von beiden Seiten als eigenes Staatsgebiet verstanden wird. Kein Staat wird Visa ausgeben an Personen, die sie als eigene Staatsangehörige betrachten, auch wenn das Gebiet von einem anderen Staatsgebiet verwaltet wird. Die Grenze ist in weiten Teilen nur durch eine doppelte Steinwand markiert. Die immerwieder von chinesischen Soldaten angegangen wird, indem Steine herausgezogen werden. Es kommt regelmäßig zu Begegnungen der Grenztruppen bei diesen Aktionen, die weitestgehend friedlich ablaufen und eher eine Art sportliche Herausforderung für beide Seiten darstellt.


Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Verteidigungshaushalt im Vergleich

Indiens BIP liegt bei etwa 20,3 % im Vergleich zu China und hat einen deutlich langsameren Zuwachs, die Schere zwischen beiden Staaten wird demnach immer größer. Anders als beispielsweise Japan und Russland ist in Indien das BIP nicht rückläufig, steigt aber im Vergleich zu langsam an, auch ist die Sozialstruktur Indiens deutlich anfälliger für Störungen als die Chinas. die VR ist zudem in der Lage hochwertigere und in der Anzahl bedeutendere Mengen an Rüstungsgütern zu produzieren.

Militärischer Vergleich

Indien und China sind Atommächte und deshalb erscheint ein heißer Konflikt problematisch, was jedoch konventionellen Auseinandersetzungen keinen Abbruch tut. China entwickelt gemeinsam mit Pakistan mehrere Waffensysteme, wie die Chendu JF 17 Fierce Dragon. Außerdem findet ein reger Austausch über militärische Technologie statt, welche Indien in die unangenehme Lage bringt, eingekeilt zu sein zwischen zwei Staaten, welche den derzeitigen territorialen Integritätsanspruch Indiens nicht anerkennen. China und Pakistan sind wie Indien Atommacht, was ebenfalls dazu beiträgt die Region in einem gewissen Gleichgewichtszustand zu halten. Betrachten wir die Grenzregionen zwischen Indien und China topografisch merken wir sehr schnell, dass größere Bodenoffensiven logistisch nur schwer zu bewältigen sind. Der Himalaya ist seit jeher eine wirksame Barriere.

Schlagkraft der indischen und chinesischen Armee im Vergleich

Die chinesischen Streitkräfte bauen technisch überwiegend auf in Lizenz gebauten russischen Kriegsgeräten auf wie der MIG 19 Farmer oder dem russischen T55 Panzer. Dieses Gerät wurde jedoch weiterentwickelt und immer eigenständigere Systeme lösten ältere Fahrzeuge ab. Betrachten wir die neue Fähigkeit des Flugzeugträgerbaus: Hierfür wurden ein australischer und ein ukrainischer Träger gekauft und komplett demontiert. Der nächste Schritt war die Anpassung eines russischen Trägers an die eigenen Bedürfnisse, der in dem ersten Eigenbau, welcher derzeit in Arbeit ist mündet. China war immer ein Technologietransfer in die eigene Produktion wichtig. Wie die moderne chinesische Armee, die jetzt unter ganz anderen Vorraussetzungen operieren kann als noch vor 20 Jahren, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass die Erzeugnisse der chinesischen Rüstungswerke ständig an Qualität zunehmen

Indien versteht sich wie China als Landstreitmacht und verfügt mit dem T90 und T72 über schlagkräftige, jedoch importierte Kampfpanzer. Die Eigenentwicklung Arjun scheint nicht die Anforderungen des indischen Militärs an einen Kampfpanzer zu erfüllen. Scheinbar fehlt Indien die Fähigkeit eigene Fahrzeuge selbst zu entwickeln, welche den chinesischen Kampfpanzern auf Augenhöhe begegnen können. Indien ging einen ähnlichen Weg wie China und kaufte britische Flugzeugträger. Derzeit hat Indien zwei Flugzeugträger in Betrieb. Einen russischen Typs, ähnlich dem der Chinesen und ein ausgemustertes Modell der britischen Marine ( Ex-Hermes). Offenbar baut Indien derzeit an einem eigenen Träger und ist in der Lage, genau wie China, die gesamte Palette an Schiffsmustern, die für eine moderne Marine notwendig erscheinen zu konstruieren. Langfristig hat China jedoch einen Technologievorsprung zu verzeichnen und wird vor Mittelfristig durch die höheren Kapazitäten für die Inder sowohl einen qualitativen, als auch quantitativen Vorsprung erreichen.

Indien wird mit seiner Entwicklung eine wichtige Rolle in Asien spielen, hat jedoch innenpolitisch größere Aufgaben zu bewältigen als China. Wir werden Indien als eine asiatische Großmacht zweifelsohne ernst nehmen müssen, jedoch ist Indien weit davon entfernt auf Augenhöhe mit China zu stehen, was sich mittelfristig noch verstärken wird. Ein heißer Konflikt zwischen emerging powers, die es geschafft haben den Koflikt über ein gemeinsam beanspruchtes Gebiet zumindest einzufrieren mit gegenseitigem goodwill, ist nicht in naher Zukunft zu erwarten. Beide Seiten verfügen trotz gewisser Unterschiede über so viel militärische Stärke, dass der politische Preis für die Klärung in der Region Arunachal Pradesh momentan zu hoch erscheint.


Fazit

Indien und China unterhalten ein wechselvolles Verhältnis aus Annäherung und Trennung. Eine Eskalation des Konfliktes erscheint unwahrscheinlich. Indien ist Teil der multipolaren Weltordnung, ist aber nicht in der Lage den Spitzenmächten des Bipolaren Spitzenzirkels zu begegnen. Die zu erwartende Entwicklung zeigt, dass die USA und China längerfristig die beiden starken Pole auf dem Planeten sein werden, zumal die kulturelle und ideologische Durchdringung mit US-amerikanischer Weltsicht nicht mit dem effektiven Einfluss Indiens mithalten konnte, kann und können wird. Indien als asiatische Großmacht zu verstehen ist absolut richtig, als Teil des mulitpolaren Systems ebenso, aber es unterliegt in jeder Hinsicht dem chinesischen Potential und hebt auch in diesem Beispiel China auf den zweiten Rang hinter den USA

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