Chin. "Diaoyudao (Senkaku) ist unsere Insel!" |
Die Landnahme fiel also mitten in diesen Konflikt hinein. Wo vorher eine gemeinsame Nutzung zumindest beidseitig geduldet wurde, machten die Japaner nun den Sack zu. Der tech- nologische Vorsprung der Japaner und die sprichwörtliche Disziplin der japanischen Sol- daten brachte den Sieg über eine größere chinesische Streitmacht. Als Folge des ersten Japanisch-Chinesischen Krieges kam es zu ei- nem ungleichen Friedensvertrag wurden 1895 die Höhepunktinseln als Kriegsbeute an Japan abgegeben. Zeitgleich kamen Taiwan und andere Gebiete Chinas zu Japan, wie die Pescadores ( port. Fischerinseln westlich von Taiwan)-Inseln und Liaodong in der Mandschurei. Letzteres wurde in eine geldwerte Kriegsbeute umgewandelt. Die Unabhängigkeit Koreas von China war ebenfalls Bestand- teil des Friedensvertrages, der naturgemäß den Sieger bevorzugte und letztendlich der Kriegsgrund war. Wir haben in diesem Komplex zum einen eine völkerrechtliche Landnahme von terra nullius zugunsten Japans, die dann noch einmal im Friedensvertrag bestätigt wurde. Dieser Friedensvertrag wurde nach dem Unterzeichnungsort "Vertrag von Shimonoseki" genannt. In den folgenden 75 Jahren erschien es unzweifelhaft, dass die Inseln zu Japan gehörten. Einen Anteil an der Abwendung des chinesischen Blickes auf dieses Seegebiet, mag wohl darin begründet sein, dass China sehr große Probleme im Inneren zu lösen hatte und die Inseln wirtschaftlich und machtpolitisch für die innerchinesischen Herausforderungen unbedeutend waren. Später wurden die Inseln in beidseitig unumstrittenen chinesischen Dokumenten als japanisch bezeichnet. Beispielsweise in den Auszeichnungen einer wahren Begebenheit, in welcher chinesische Fischer, die in Seenot geraten waren:
"Im Winter des 8. Jahres (1919) der Republik China gerieten 31 Fischer aus dem Land Hui'an, Provinz Fujian, durch stürmische Winde in Seenot und wurden auf der Wayo-Insel, Senkaku-Inseln, Bezirk Yaeyama, Präfektur Okinawa, Japanisches Reich, an Land gespült.
Dank der unermüdlichen Rettungsarbeiten der Menschen des Dorfes Ishigaki, Bezirk Yaeyama, Japanisches Reich, konnten sie sicher in ihr Heimatland zurückkehren. Mit tiefem Respekt und Hochachtung vor den Menschen des Dorfes, die selbstlos und großzügig Hilfe leisteten, übermittle ich mit diesem Brief meinen Dank.
Konsul der Republik China in Nagasaki 馮冕
am 20 Mai im 9. Jahr (1920) der Republik China "
Informationsplakat an Bord eines chinesischen Landungsschiffes |
Wir sehen hier einen erneuten Hinweis an die Zugehörigkeit zu Japan. 1937 kam es zum Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, wel- cher den Zweiten Weltkrieg in Asien einläuten sollte. Den Verlauf der Kampf- handlungen und dabei wechselnden Kräfte-verhältnisse möchte ich mir hier sparen, ebenso wie moralische Schuldfragen, die andere zu bewerten haben. Nach den tragischen Abwürfen zweier Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, welche die einzigen in der Geschichte geblieben sind, kapitulierte das japanische Kaiserreich. Die Kapitulationsurkunde selbst, wie auch der Friedensvertrag von San Francisco im Jahr 1951 brachten Japan nicht den Verzicht auf die Inseln. Der Vertrag von San Francisco ist deswegen so entscheidend, weil in ihm die territoriale Integrität Japans allseitig definiert. Zudem besagt ein in China gedruckter Weltatlas, dass die Inseln japanisch sind. Dieser Atlas erschien 1958 und wurde im Jahr 1960 ein weiteres Mal aufgelegt. Schließlich besagt der Okinawa Rückgabevertrag, der 1972 inkraftgetreten ist, daß die Höhepunktinseln wieder an Japan voll zurückgegeben werden. 1968 führten die Vereinten Nationen im Seegebiet um die Inselgruppe Explorationen durch. Erdölfunde gaben dem Gebiet eine neue Bedeutung und rückten es wieder in den Fokus der chinesiscen Interessen.
Die Übertragung des Besitzrechtes aus privater Hand an die japanische Regierung war faktisch ein innerjapanischer Verwaltungsakt, führte aber zu einer heftigen Reaktion in China.
Der Verfasser meldet sich beim Kommandeur des chinesischen Verbandes von Bord. |
"Diaoyudao (Senkaku) ist unsere Insel!"
Der Besuch des Verbandes hier in Hamburg und anderen Häfen Europas ist nicht einfach eine freundliche Geste. Ich disku- tierte darüber mit befreundeten Politikern verschiedener Partei- en, Chinesen, Japanern und Freunden aus Militär und Wissenschaft und wies immerwieder darauf hin, dass hier eine tiefere Botschaft ausgesendet wird, wie wir an dem Plakat sehen. China hat die Fähigkeit erworben amphibische Manöver abzuhalten und auch strittige Seegebiete zu sichern. Ob China nun wirklich beabsichtigt unvermittelt militärisch zuzuschlagen bleibt höchst zweifelhaft. Ich war zu einem klärenden Hintergrundgespräch gemeinsam mit meinem Freund und Chinakenner Markus Rudolph in der chinesischen Botschaft in Berlin eingeladen. Dort eröffnete man mir, dass es durchaus im Interesse Chinas liege, stark in der Region zu sein, zumal man sich selbst bedroht fühle, aber kein Schlag gegen Japan geplant sei.
Der Verfasser mit dem Leiter der politischen Abteilung in der chinesischen Botschaft |
Mittelfristig sehe ich auch keine Gefahr eines heißen Konfliktes, da die beiden Nationen China und Japan sich zwar offiziell voneinander distanzieren, je- doch die Volkswirtschaften zu eng mit- einander verwoben sind. Man denke auch an die gegenseitig übersiedelten Staatsangehörigen, welche einen Kon- flikt eher dämpfen als fördern.
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